Richtiges Verhalten bei Gewittern in den Bergen
Was kann man tun, wenn man doch von einem Gewitter überrascht wird?
Gewitter gehören im Sommer zu den größten Gefahren am Berg. Das Wetterphänomen bringt nicht nur Kälte und Nässe (und somit auch das Risiko der Unterkühlung) mit sich, sondern natürlich auch die akute Blitzschlaggefahr. Zur Planung einer Wandertour gehört auch ein Blick in den Wetterbericht. Besteht die Gefahr von Gewitter, sollte auf die Wanderung verzichtet werden. Doch was tun, wenn ein Gewitter trotz sorgfältiger Planung unerwartet aufzieht? Wie verhält man sich bei einem Gewitter auf einer Wanderung richtig? Diese wichtigen Fragen möchten wir euch heute gerne in diesem Beitrag beantworten.
Gewittertypen: Front- und Wärmegewitter
Zuerst ist es auch mal wichtig zu wissen, dass man bei Gewittern zwischen zwei Typen unterscheidet. Der erste Gewittertyp ist das Frontgewitter, welches mit einer Kaltfront und einem eventuell folgenden Wettersturz einhergeht. Die Frontgewitter treten großflächig auf und haben meist eine eindeutige Zugbahn. Sie sind tages- und jahreszeitlich unabhängig. Ihr Auftreten ist nicht überraschend, ihre Ankunftszeit ist meist gut vorhersagbar und muss unbedingt ernst genommen werden!
Der zweite Gewittertyp ist das Wärmegewitter. Diese Gewitter treten vor allem im Sommerhalbjahr während Schönwetterperioden auf. Zumeist nimmt dann die Gewitterneigung von Tag zu Tag zu. Die Beobachtung der Wolkenbildung gibt euch Aufschluss über die Gewitterneigung. Wachsen kleine Haufen-/Schönwetterwolken rasch zu immer größer werdenden Quellwolken und letztlich zu Wolkentürmen, sind das eindeutige Alarmzeichen. Jetzt sollte rasch nach Schutz gesucht werden! Im Gegensatz zu Frontgewittern treten Wärmegewitter meist am Nachmittag oder Abend und lokal begrenzt auf. Auch sie bringen keine nachhaltige Wetterverschlechterung mit sich.
Gute Planung ist entscheidend
Mit einer guten Tourenplanung und einer genauen Beobachtung der Wolkenbildung am Tourentag, könnt ihr zum Großteil verhindern, von Gewittern überrascht zu werden. Besonders im Sommer kann ein früher Aufbruch ein klarer Vorteil sein! Fast alle Gewitter lassen sich heute mit hoher Treffsicherheit vorhersagen. Steht also eine Bergwanderung an, checkt den Wetterbericht eures Vertrauens auf Gewitterneigung. Ist diese gegeben, plant eure Tour so, dass ihr rechtzeitig – idealerweise zu Mittag – wieder retour oder in einer Hütte seid. Falls Gewitter in Aussicht sind, solltet ihr hier auf lange Touren verzichten!
Gewitter-Alarmzeichen
Natürlich können Gewitter auch früher aufziehen als prognostiziert. Deshalb empfehlen wir euch die Entwicklung der letzten Tage bzw. besonders die Wetterentwicklung auf Tour zu beobachten. Haben sich aufbauende Quellwolken von Tag zu Tag früher gebildet und gibt es am Tourentag schon in den Vormittagsstunden Haufenwolken, ist bereits am frühen Nachmittag mit Gewittern zu rechnen. Akute und eindeutige Alarmzeichen für ein nahendes Gewitter sind turmartig und ambossförmig aufgebaute Gewitterwolken, böig auffrischender Wind und elektrische Ladungen (Surren) in der Luft. Beträgt die Zeitdauer zwischen Blitz und Donner 10 Sekunden ist das Gewitterzentrum drei Kilometer entfernt. Allerhöchste Zeit, entsprechende Schutzmaßnahmen zu ergreifen!
Wanderungen bei Gewitter: Welche Gefahren können drohen?
Gewitter werden häufig von Regen-, Hagel- oder Graupelschauern begleitet. Neben diesen unangenehmen Begleiterscheinungen, die Wanderer und ihre Ausrüstung durchnässen, besteht auf Wanderungen die größte Gefahr eines Gewitters durch Blitzschlag. Bei einem Blitzeinschlag können mehrere 100.000 Volt Energie freigesetzt werden. Das führt zu inneren Verbrennungen, der Zerstörung von Organen, Muskellähmungen und Herzrhythmusstörungen. Langzeitfolgen können chronische Schmerzen und Taubheitsgefühle sein. Auch psychische Probleme, wie Gedächtnisstörungen und Depressionen, sind nach einem Blitzschlag keine Seltenheit. Auch wenn man sich beim Wandern in der Nähe eines Objekts aufhält, in das ein Blitz einschlägt (z.B. ein Baum oder ein Gebäude), besteht die Gefahr, dass die Energie auf den Menschen überspringt.
Gewitter beim Wandern in den Bergen: Was tun?
Kündigt sich ein Gewitter an, solltet ihr eure Wanderung umgehend abbrechen und Schutz suchen. Den besten Schutz vor Gewittern beim Wandern bieten Gebäude mit Blitzschutzanlage oder Räume, die mit einem Metallgerüst umgeben sind (wie bei einem Faradayschen Käfig). Dazu gehören zum Beispiel Autos. Im Fall eines Gewitters im Gebirge bieten geschlossene Gebäude wie Schutzhütten oder Biwakschachteln den besten Schutz, sofern ein rechtzeitiger Abstieg ins Tal nicht mehr möglich ist.
Gerät man beim Wandern auf offenem Gelände in ein Gewitter, sollte man sich möglichst klein machen, in die Hocke gehen und auf eine isolierende Unterlage, beispielsweise eine Jacke oder einen Rucksack, kauern. Auch exponierte Orte, wie Gipfel und Hochebenen, oder einzelne freistehende Bäume sollten bei Wanderungen während eines Gewitters gemieden werden, da hier die Gefahr eines Einschlags besonders hoch ist. Schutz vor Blitzschlag findet ihr übrigens im Wald. Laubbäume und junge, noch biegsame Bäume halten Blitzschlägen relativ gut stand. Auch eine hohe Felswand kann Schutz bieten. Da sie Blitze anzieht, sollte man sich in einiger Entfernung auf den Boden kauern. Hier sollte allerdings die Gefahr eines Steinschlags bedacht werden.
Natürlich möchten wir euch jetzt auch keine Angst einjagen und euch vor der nächsten Wanderung abhalten. Dennoch gilt es Gewitter (und deren Tragweite) nicht zu unterschätzen! Wir wünschen euch viel Spaß bei eurem nächsten Outdoor-Abenteuer und hoffen, dass euch unsere Tipps im Falle des Falls helfen können! 😊