Der Großvenediger Höhenwanderweg
Auf der Suche nach den schönsten Wanderwegen für euch, machen wir uns heute auf zum Venediger Höhenwanderweg. Der Mittelpunkt dieser Wanderung ist der Großvenediger mit seinen 3.662 Höhenmetern. Doch man muss ihn nicht besteigen, um ihn kennenzulernen. Am Venediger Höhenwanderweg umwandert man ihn nämlich. Denn der Höhenweg ist eine mehrtägige Wanderung durch die Venedigergruppe im Nationalpark Hohe Tauern in Österreich. Diese klassische Wanderung von Hütte zu Hütte führt teilweise um den Großvenediger (3657 m), den zweitgrößten Berg Österreichs.
Auf seinem Weg begegnen einem so nicht nur ein unglaubliches Panorama und unzählige atemberaubende Seen wie etwa der Simonysee und der Eissee, sondern auch eine faszinierende und breitgefächerte Tierwelt. So sieht man zum Beispiel Murmeltiere, Steinböcke, Gämse und sogar Steinadler. Ein besonderes Highlight sind auch die unvergleichlichen Gletscherblicke, die einsamen Wanderwege und angenehmen Tagesetappen. Alles in allem eine großartige mehrtägige Wanderoption in Osttirol.
Doch etwas Übung ist gefragt, denn der Weg führt fast nur durch alpines oder hochalpines Gelände zwischen 2000 und 3000 Höhenmetern. Teilweise ist er sogar mit Drahtseilen und Stahlbügeln gesichert, die kurze Gletscherdurchquerung kann aber für nicht so erfahrene Wanderer umgangen werden. Von allen Schutzhütten ist ein Abstieg ins Tal möglich.
Es gibt zwei Möglichkeiten, den Venediger Höhenweg zu erwandern: die Nordroute und die Südroute. Die Nordroute beginnt beim Matreier Tauernhaus und endet in Hinterbichl im Virgental. Die Südroute verläuft genau umgekehrt, sprich, sie beginnt in Hinterbichl und endet beim Martreier Tauernhaus im Gschlößtal.
Wir empfehlen die Südroute aus zwei Gründen:
- Sie ist einfacher, da anspruchsvolle Auf- und Abstiege im ausgeruhten Zustand früh am Tag bewältigt werden.
- Die Landschaften entfalten sich in dieser Richtung auf eine besonders schöne Art und Weise, was immer wieder neue Kraft für den Weg selbst gibt.
Venediger Höhenwanderweg Südroute:
Die Südroute beginnt in Hinterbichl beim Wanderparkplatz Ströden und endet im Matreier Tauernhaus in Gschlösstal.
Die Etappen im Überblick:
Etappe 1 – Parkplatz Hinterbichl/Ströden über die Stoan Alm (geschlossen) zur Essener-, und Rostocker-Hütte (2.208m)
Vom Parkplatz Hinterbichl/Ströden aus geht es durch das Maurer Tal zu den Schutzhütten. Vorbei an der Stoan Alm und der Seilbahn-Talstation folgen wir dem Flankensteig über eine mit Lärchen bedeckte Talstufe zur Hirtenhütte und höher bis zur Brücke am Maurer Bach. Noch eine leicht versandete Talstufe und dann die 1850er Moräne hinauf zur Rostocker Hütte aus dem Jahre 1912 und der 1966 angebauter Essener Hütte. Die Lage im Windschatten der großen Moräne des ehemalig mächtigen Simonysees ist einmalig.
Etappe 2 – Essener- und Rostocker Hütte (2.208m) – Johannishütte (2.121m)
Am Schweriner Weg erfolgt der Anstieg zum Türmljoch (2.772m). Mit dem Rauschen des Maurer Baches im Ohr führt der Weg über Gletscherschliffen und über kleinere Schneefelder zum Türmljoch (2 ½ Stunden) mit seinen Steinmauern. Ostseitig setzt sich der Steig am Dorferkamm – Osthang hinab. Einige kleinere Bäche werden überschritten, ehe der felsige Aderkamm zu einer Steigwende nach Süden fordert. Dann flacht der Berg beim Dorferbach aus. Anschließend ist es nicht mehr weit zur Johannishütte, unweit des kräftig schäumenden Zettalunitzbaches.
Etappe 3 – Johannishütte (2.121m) zur Neue Sajathütte (2.575m)
Hier beginnt eine etwas schwierigere Etappe. Der Normalweg über die Sajatscharte musste wegen latenter Steinschlaggefahr aufgelassen werden. Ein neuer Verbindungssteig (schwarzer Bergweg!) über die “Schernesscharte”, die am Kamm unterhalb der Kreuzspitze verläuft, wurde angelegt. Der Abstieg von dort zur Sajathütte führt dann über den mit Stahlseilen versicherten Felsensteig. Die 3. Etappe des Venediger Höhenweges bietet mehrere Varianten, die aber nur für erfahrene Wanderer begehbar sind. Wir haben uns aus diesem Grund auf folgende Variante konzentriert:
Von der Johannishütte führt der Venediger-Höhenweg Richtung Osten. Nach ca. einer Stunde öffnet sich ein kleines Hochtal. Auf 2.700 m folgt man beim dortigen Wegweiser dem “Kreuzspitz-Höhenweg”, der auf die Schernesscharte mit 3.040m führt. Von hier steigt man im hochalpinen Gelände auf einem Felsensteig – der mit Stahlseilen versichert ist, Richtung Sajathütte ab.
Etappe 4 – Neue Sajathütte (2.575m) – Eisseehütte (2.521m)
Auf dieser Etappe erwartet euch ein blumenreicher Höhenweg mit viel Flora und Fauna zum Bestaunen. Am Prägratener Höhenweg wird der Sajatkopf südlich umschritten, danach geht es östlich in das Timmeltal. Dank der guten Steigbarkeit kann man problemlos einige steile Rinnen überqueren, der Hangaufschwung ist durch Kehren entschärft. Im hinteren Timmeltal geht es dann über den Timmelbach zu der Eisseehütte.
Etappe 5 – Eisseehütte (2.521m) – Bonn-Matreier-Hütte (2.750m)
Von der Eisseehütte absteigend folgt man dem Steig im weiteren Hangbereich des Timmeltals. Problemlos wird der Südwestkamm des großen Hexenkopfes durchquert und später der westlich abfallenden Felsgrat vom Hohen Eicham. Wird der Südwestgrat der Wunwand begangen, führt der sonnige Steig oberhalb der Wunalm auf den Eselsrücken zu. Er erlaubt über 15 enge Kehren den Abstieg auf den Sandboden hoch im Großen Niltal. Anschließend wirkt der letzte Anstieg zur Bonn-Matreier-Hütte fast wie ein Sparziergang.
Etappe 6 – Bonn-Matreier-Hütte (2.750m) – Badener Hütte (2.608m)
Diese teilweise anspruchsvolle Etappe führt durch eine atemberaubende Alpinlandschaft zur Badener Hütte. Doch hier ist auch etwas Vorsicht geboten, denn es muss während der gesamten Wanderung auf Steinschlag geachtet werden. Auch ist diese Etappe für Kinder eher nicht empfehlenswert.
Hinter der Bonn-Matreier-Hütte geht es durch viel Gestein zuerst Richtung Sailkopf (3.137m) und dann zur Kälberscharte. Über die Galtenscharte (2.871m) unterhalb des Galtenkogels (2.986m) und einigen gesicherten Kletterstellen, gelangt man über Schotter auf den Galtenboden, der mit seiner strengen Schönheit beeindruckt. Vorbei, teils etwas anspruchsvoll und versichert, an der Hohen Achsel (3.161m) folgt man dem Steig durch steile Bergwiesen und über einen erfrischenden Bach zur Badener Hütte. Sie liegt unterhalb der Kristallwand (3.329m), die von hier aus bestiegen werden kann.
Etappe 7 – Badener Hütte (2.608m) – Löbbentörl (2.770m) – Alpengasthaus Venedigerhaus (1.689m) – Matreier Tauernhaus (1.512 m).
Hier steigt man teilweise seilgesichert ab zum Löbbentörl (2.770m) – ein Ort, der zu Recht als einer der schönsten und eindrucksvollsten im Venedigermassiv bezeichnet wird. Immer wieder hat man einen tollen Blick über das Tal und die schwarze Wand vor Augen. Anschließend folgt man dem malerischen Gletscherweg Innergschlöß, vorbei am “Auge Gottes” und dem Salzbodensee (2.137m), bis zum Venedigerhaus Innerggschlöß und weiter in Richtung Matreier Tauernhaus.
Etappe 8 – Neue Prager Hütte (2.796m) – Innergschlöss/Alpengasthaus Venedigerhaus (1.689m) – Matreier Tauernhaus (1.512m)
Die letzte Etappe des Venediger Höhenweges beginnt mit der Rückwanderung zur Alten Prager Hütte und weiter hinunter zum Innerglschöss-Gletscherweg. Weiter geht es auf dem Weg zum Venedigerhaus ins Innerglschöss und in Richtung Matreier Tauernhaus. Von hier sind es nun noch 45 Minuten Abstieg (170 Meter / 2,6 km) bis zu dem endgültigen Ziel, dem Matreier Tauernhaus.
Venediger Höhenwanderweg Südroute Details:
- Entfernung: 43,1 km
- Schwierigkeit: schwierig, schwarze Bergwege – teilweise Drahtseil gesichert
- Höhenunterschied: 3796 hm aufsteigend
- Benötigte Zeit: ungefähr 24 Stunden