Sicher unterwegs: Checkliste fürs Bergwandern
Wandern in den Bergen verspricht viel Abenteuer und schöne Naturerlebnisse. Häufig werden aber sowohl die Wetterlage in den Bergen, als auch die speziellen Anforderungen einer Bergtour unterschätzt. Wir möchten euch daher ein paar Tipps & Empfehlungen für sicheres Bergwandern ans Herz legen. Diese sollen dabei helfen die Risiken einer Wanderung besser einzuschätzen und zudem an die Eigenverantwortung der Wanderer appellieren. Daher haben wir hier ein paar hilfreiche Tipps für alles was vor, während und nach einer Tour anfällt! 🙂
Vor einer Wanderung
Tourenplanung
Eine solide Tourenplanung stellt die Basis jeder Bergwanderung dar. Natürlich auch ein wenig von der geplanten Wanderung abhängig, sollte sie das Einholen aller relevanten Informationen zur geplanten Tour umfassen – also das Studieren von: Kartenmaterial, Erfahrungsberichten im Internet und Touren-Beschreibungen einschlägiger Portale oder Apps.
Wetterverhältnisse einplanen
Mindestens genauso wichtig ist die Berücksichtigung des Wetterberichts. Dabei gilt es folgende Fragen zu beantworten: Ist Niederschlag prognostiziert? Wenn ja: Wann sollen wie viel Liter Regen niedergehen? Besteht Gewittergefahr?
Wie ist es um die Temperatur im Gebirge bestellt? Wichtig: Immer darauf achten, dass sich die eingeholten Informationen dezidiert aus einem Bergwetter-Bericht speisen – und nicht auf den Talort beziehen. Die Temperaturunterschiede können beträchtlich sein!
Welche Auskünfte gibt das Bergwetter zur Windstärke? Grundsätzlich gilt: Eine frische Brise (bis zu 35 km/h) hat noch keinem Wanderer geschadet, ab 40 km/h aber spricht man bereits von starkem Wind. Ab 50 km/h hat man bereits „fühlbare Hemmungen beim Gehen gegen den Wind“.
Was für Informationen liegen zur Sichtweite vor? Hier gilt zu beachten: Nebel mag in Talnähe stimmungsvoll sein, am Berg kann er schnell gefährlich werden und das Orientierungsvermögen massiv beeinträchtigen.
Wenn die Wetterverhältnisse nicht für die geplante Tour passen, dann sollte man sein Ziel abändern und kein unnötiges Risiko eingehen. Man muss deshalb ja nicht gleich daheim bleiben – es findet sich immer ein taugliches und sicheres Alternativprogramm. Eine gemütliche Wanderung in Talnähe zum Beispiel, ein Spaziergang entlang eines Flusses oder die Besichtigung von Höhlen und Grotten.
Realistische Selbsteinschätzung
Ein weiteres Kriterium im Rahmen der Tourenvorbereitung ist eine realistische Selbsteinschätzung. Klingt einfach? Ist es nicht. Denn die meisten Bergunfälle sind auf Stolpern in Folge von Ermüdung, zu langen Touren und zu schweren Rucksäcken zurückzuführen. Um eine Selbstüberschätzung zu vermeiden, sollte man sich langsam an die eigentlichen Ziele herantasten. Warum nicht erst einmal zwei bis drei rote Touren begehen und sich langsam in puncto Zeit, Strecke und Höhenmeter steigern?
Dabei bekommt man auch ein Gefühl für die eigene Trittsicherheit, Muskelkraft und Verträglichkeit von Höhe (Stichwort: Schwindelfreiheit). Darüber hinaus entwickelt man ein Gefühl für die Klassifizierung von Wanderwegen und weiß bald einmal, was einen auf einer roten, schwarzen oder alpinen Route ungefähr erwartet – und, nicht zuletzt, ob die veranschlagte Tourenzeit ein realistischer Parameter für die eigene Geschwindigkeit ist. Erst dann kann man abschätzen, wie lange man tatsächlich unterwegs sein wird. Um euch Pufferzeit zu schaffen, raten wir an dieser Stelle lieber etwas früher aufzubrechen. So können auch längere Pausen gemacht werden.
Check: Ausrüstung & Gepäck
Kurz vor Start oder bereits am Vorabend, solltet ihr eine Gepäckkontrolle durchzuführen. Was muss mit?
- Ausreichend Flüssigkeit
- Jause
- Orientierungs- und Führermaterial (Karte, Führer, GPS, …)
- Ausrüstung (mehr dazu bei diesem Blogbeitrag)
- Notfallausrüstung (Erste Hilfe-Set etc.)
- Mobiltelefon (aufgeladen!)
Während der Wanderung
Bevor es dann wirklich endlich losgehen kann, sollte man sein Vorhaben kommunizieren und im Quartier und/oder bei der Familie Bescheid geben, wo man für ungefähr wie lange unterwegs sein wird. Die Notrufnummern sollten im Handy eingespeichert sein (Bergrettungsdienst: 140, Euronotruf: 112).
Auf markierten Wegen bleiben
Im weglosen Gelände steigt das Risiko für Orientierungsverlust, Absturz und Steinschlag. Vermeidet daher Abkürzungen und kehrt zum letzten bekannten Punkt zurück, wenn ihr einmal vom Weg abgekommen sind. Häufig unterschätzt und sehr gefährlich: Steile Altschneefelder!
Respekt für die Natur
Zum Schutz der Bergnatur: Bitte achtet darauf keine Abfälle zurücklassen, Lärm zu vermeiden, auf den Wegen zu bleiben, Wild- und Weidetiere nicht zu beunruhigen, Pflanzen unberührt zu lassen und Schutzgebiete zu respektieren.
Nach der Tour ist vor der Tour
Alles geschafft? Die Endorphine schießen ein? Der Kaiserschmarrn winkt schon als Belohnung? Großartig – aber man sollte sich dennoch kurz mit einer Rückschau und Bewertung der Tour befassen. Für nachfolgende Bergwanderungen ist es sinnvoll sich mit einigen wenigen Fragen auseinanderzusetzen:
- Wie lange habe ich im Vergleich zur geplanten Zeit gebraucht?
- Wie habe ich mich bei der Tour gefühlt?
- War mir kalt/heiß? Habe ich die entsprechende Ausrüstung im Rucksack mitgeführt oder ist mir etwas abgegangen?
- Haben Wasser und Jause ausgereicht?
- Gab es Stellen entlang der Tour, wo ich mich unsicher gefühlt habe?
- Habe ich das Wetter im Vorfeld richtig eingeschätzt oder kam es zu Überraschungen?
- Entsprachen Routenverlauf und Beschaffenheit der Tour meinen Erwartungen/Vorstellungen?
So seid ihr für die nächste Wanderung super gerüstet! 🙂