Wie sieht eine gute Tourenplanung aus?
Ohne Planung keine Tour! Der Großteil der alpinen Notfälle entsteht durch mangelhafte oder fehlende Planung einer Bergtour. Eine intensive Auseinandersetzung mit der bevorstehenden Tour kann viele „Überraschungen“ vorwegnehmen und macht sogar Spaß. Denn wer mit mehr Informationen aufbricht, nimmt die Landschaft auch bewusster war. Aber womit anfangen? Woran muss man denken? Wir haben die Grundsteine einer erfolgreichen Touren-Planung für euch:
Arbeitet vorab die Route aus
Besorgt euch eine gute topographische Karte/Wanderkarte und arbeitet die Route aus. Alle relevanten Beschreibungen findet man in der Regel in einem Wanderführer der entsprechenden Region. Besonderes Augenmerk sollte man auf mögliche Schlüsselstellen wie Passübergänge, steile Rinnen, absturzgefährdende Passagen usw. legen.
Berechnet die Wegzeit
Man kann mit einer Aufstiegsrate von ca. 300 hm pro Stunde bzw. 3 km pro Stunde in der Ebene kalkulieren. Man nimmt den größeren der beiden errechneten Zeit-Werte, addiert 50% des kleineren Wertes und gibt noch etwas Pausen-Zeit dazu.
Ein Beispiel: laut Karte sind es vom Parkplatz zum Gipfel 750 hm und 3 km Strecke. Mit unserer Formel kommen wir auf: 750 Hm = 2,5 Stunden, 3 km = 1 Stunde. Also rechnen wir: 2,5 Stunden + 50% von 1 Stunde = 3 Stunden Gehzeit zuzüglich Pausenzeiten. Unsere Etappe ist also in Summe ca. 3,5 Stunden lang. Für den Abstieg kann man in etwa ein Drittel der benötigten Aufstiegszeit abziehen. Generell solltet ihr bei eurer Wanderung immer genügend Puffer zur Dunkelheit einrechnen, um nicht erst beim letzten Tageslicht (oder noch später) an der nächsten Hütte oder im Tal anzukommen.
Ruft den Wetterbericht ab
Regen und Nebel können im Gebirge nicht nur unangenehm sein, sondern auch schnell zu gefährlichen Situationen führen. Nasse Wege und Grashänge erhöhen das Absturzrisiko immens. Der „Supergau“ ist eine Kaltfront, die für einen drastischen Temperatursturz sorgt und Wanderer in kurzen Hosen ohne Winterausrüstung schnell in eine lebensgefährliche Lage bringt. Was im Tal mit einem Regenschauer und leichter Abkühlung ankommt, kann sich in mittleren Höhen mit Schnee und Sturmböen präsentieren. Daher ist bei zweifelhafter Wetterlage unbedingt eine Tour mit Abbruchmöglichkeiten und reichlich Zeitreserven zu planen. Nicht unterschätzt werden darf auch die Sonnenstrahlung, die in der Höhe noch stärker wirkt und für Hitze, Sonnenbrand und Sonnenstich verantwortlich ist.
Achtet auf die richtige Ausrüstung
Fast das Wichtigste ist natürlich anständiges Schuhwerk. Leder- bzw. Goretex-Schuhe, die auch den Knöchel bedecken und schützen, sind hier die erste Wahl. Eine anständige Sohle sorgt für den nötigen Grip und lässt uns auch auf weichem Untergrund nicht im Stich.
In den Rucksack geben wir Erste-Hilfe-Packerl (inklusive Blasenpflaster), Biwaksack, Reservekleidung, Regenjacke (evtl. auch einen Trekkingschirm), Trinkflasche und Jause, Taschenmesser (kann man immer brauchen) und ein Mobiltelefon für Notrufe. Vor allem bei Gelenksproblemen bietet sich der Einsatz von Wanderstöcken an, die unsere Knie mitentlasten und lange Abstiege etwas angenehmer machen.
Plant Alternativen ein
Oft kommt es anders als man denkt. Ein vereister Wegabschnitt, ein sich früher als erwartet entwickelndes Gewitter, Mitwanderer, bei denen die Kräfte schwinden… Viele Szenarien bedingen eine Abänderung des ursprünglichen Planes. Wer sich zuhause schon mögliche Umkehrpunkte und Alternativvarianten angesehen hat, wird immer besser reagieren und die Tour „retten“ können. Eine Liste mit den wichtigsten Telefonnummern der Hütten auf der Etappe und den für die Region passenden Notrufnummern können im Ernstfall sehr nützlich sein.